Jedes literarische Werk lässt sich einer bestimmten Literaturepoche zuordnen. Doch was ist eine Literaturepoche eigentlich? Warum ist sie wichtig? Und welche Epochen sollte man kennen? Wir haben die wichtigsten Literaturepochen im Überblick.
Literaturepochen: für den Kontext
Um literarische Werke einordnen und verstehen zu können, ist es wichtig zu wissen, aus welcher Literaturepoche sie stammen. Wie in der Mode oder in der Architektur so ist auch in der Literatur jede Epoche durch bestimmte Merkmale gekennzeichnet, die die geistigen, sozialen und kulturellen Strömungen ihrer Zeit widerspiegeln. Literaturepochen liefern also den historischen Kontext, vor dem wir Literatur begreifen müssen. Hier geben wir euch einen Überblick über die wichtigsten literarischen Epochen, ihre wichtigsten Ereignisse und ihre Merkmale.
Definition: Was ist eine Epoche?
Eine Epoche bezeichnet einen bestimmten Zeitabschnitt, der durch spezifische Ereignisse und Denkweisen geprägt ist. Wie lang dieser Zeitabschnitt ist, ist nicht festgelegt und so finden wir in der Literaturgeschichte Epochen von ganz unterschiedlicher Länge. Auch eine eindeutige Trennung der einzelnen Epochen ist, ihrer charakteristischen Themen und Motive zum Trotz, nicht immer möglich. Denn Epochen sind nicht statisch, sondern gehen meist fließend ineinander über oder verlaufen parallel zueinander. Auch sind sie nicht gesondert voneinander zu betrachten. Vielmehr sind sie eine Reaktion und Entwicklung auf- und auseinander. Aus diesem Grund sind auch die Jahreszahlen zur Festlegung der einzelnen Epochen nicht immer einheitlich und unter Expert*innen nicht immer unumstritten.
Autoren und Autorinnen sind ebenfalls nicht immer nur einer Epoche zuzuordnen. Einige Autor*innen wirken auch in mehreren Literaturepochen – an ihnen lässt sich oft besonders gut nachvollziehen, wie sich das Denken im Laufe der Zeit entwickelte. Das bedeutet aber auch: Allein anhand des Autors, der Autorin oder des Erscheinungsjahres ist nicht automatisch zu erkennen, zu welcher Epoche ein Werk gehört. Für die Zuordnung sind die Merkmale wichtig, die eine Epoche charakterisieren.
Die Literaturepochen im Überblick
Im Folgenden stellen wir euch die wichtigsten Epochen der westlichen Literaturgeschichte vor. Dabei gehen wir kurz auf die prägendsten historischen Ereignisse, die wichtigsten Merkmale und bekannte Werke ein. Beachtet dabei aber, dass es sich nur um eine Zusammenfassung, nicht um eine vollständige Darstellung handelt.
Der Barock (1600 – 1720): Todessehnsucht und Lebensgier
Das prägendste Ereignis dieser Epoche war der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648. Er spaltete Deutschland und Europa nicht nur konfessionell, sondern war so verheerend, dass ganze Landstriche entvölkert wurden und die deutsche Bevölkerung um ein Drittel schrumpfte. Dadurch, dass die Menschen eine deutlich geringere Lebenserwartung hatten als heute, entstand bei den Menschen das Gefühl, der Krieg würde niemals enden.
Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen Folgen äußern sich in einem gegensätzlichen Weltbild. Typische Gegensatzpaare der barocken Literatur sind Diesseits und Jenseits, Tugend und Wollust, irdisches und himmlisches Leben sowie Spiel und Ernst. Das Lebensgefühl der Menschen fand in verschiedenen Motiven Ausdruck: Vanitas („Alles ist vergänglich“), Memento mori („Bedenke, dass du sterben musst“) und Carpe diem („Nutze den Tag“). Sie findest du in nahezu jedem literarischen Werk dieser Zeit. Die bevorzugte literarische Gattung war die Lyrik, hier vor allem das Sonett. Weitere barocke Gedichtformen sind Elegie, Epigramm und Ode.
bedeutende Ereignisse: | der Dreißigjährige Krieg |
Merkmale: | antithetisches Weltbild, Vanitas, Memento mori, Carpe diem |
bekannte Werke und Autor*innen: | Martin Opitz (Carpe diem), Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (Vergänglichkeit der Schönheit) |
bevorzugte Textgattung: | Lyrik (Sonett, Epigramm, Elegie und Ode) |
Die Aufklärung (1720 – 1800): Aufbruch in eine neue Zeit
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – dieses Motto der Französischen Revolution steht stellvertretend für die Epoche der Aufklärung, denn es beschreibt, was für diese Zeit typisch war: ein verändertes Menschenbild, Kritik am bestehenden Herrschaftssystem und die Befreiung aus gesellschaftlichen Zwängen. Der Mensch stand im Mittelpunkt und jeder sollte in einer freiheitlichen Gesellschaft die gleichen Rechte und Pflichten haben. Diese Ideen gipfelten 1789 in der Französischen Revolution. Sie erschütterte ganz Europa und zogen Veränderungen nach sich, die auch zu den Grundfesten unserer heutigen Welt gehören.
Literarisch äußerte sich dieses Umdenken in einer trockenen Nüchternheit. Literatur war ein Instrument, das den Menschen im Sinne der aufklärerischen Ideale erziehen und anleiten sollte, seinen eigenen Verstand zu gebrauchen. spiegeln außerdem die Rationalität wider, die zu dieser Zeit sehr wichtig war. Die Dichter und Autoren von damals – bekannt sind davon besonders Gotthold Ephraim Lessing, Johann Christoph Gottsched, Christoph Martin Wieland und Christian Fürchtegott Gellert – bevorzugten besonders die Gattung der Fabel, des Romans und des Dramas in Form des bürgerlichen Trauerspiels. Sie schrieben anspruchsloser, um allen Menschen den Zugang zur Kunst zu erleichtern.
bedeutende Ereignisse: | die Französische Revolution |
Merkmale: | Fortschrittsdenken, Emanzipation, Bildung, Bürgerrechte, Literatur als Bindeglied zwischen Philosophie und Bürgertum |
bekannte Werke und Autor*innen: | Gotthold Ephraim Lessing |
bevorzugte Textgattung: | Epik |
Die Empfindsamkeit (1740 – 1790): schwärmerisch und gefühlvoll
Weniger rational gelagert war die Empfindsamkeit, eine literarische Strömung, die sich aus der Aufklärung heraus entwickelte. Der Name ist hier Programm: Es ging um Gefühlsbetontheit, Frömmigkeit und Naturverbundenheit. Doch auch wenn es sich so anhört: Sie ist nicht als Gegenteil zur rationalen Aufklärung zu verstehen. Stattdessen hat die Empfindsamkeit den aufklärerischen Rationalismus um den Aspekt des Gefühls erweitert und individuelle Empfindungen zum Ideal erhoben.
Typische Motive der Empfindsamkeit sind Freundschaft, Nächstenliebe, Geschwisterliebe, Naturliebe und Trauer. Die Gefühlsschwärmerei der Empfindsamkeit ist der Vorläufer zum leidenschaftlicheren Sturm und Drang.
bedeutende Ereignisse: | die Französische Revolution |
Merkmale: | Gefühlsbetontheit, Frömmigkeit, Naturverbundenheit |
bekannte Werke und Autor*innen: | Friedrich Gottlieb Klopstock (Messias), Sophie von La Roche (Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim), Matthias Claudius (Abendlied) |
bevorzugte Textgattung: | Lyrik |
Der Sturm und Drang (1765 – 1790): Geniekult und Rebellion
Die Folge der Aufklärung war ein neues Lebensgefühl und Selbstverständnis, das entscheidend für den Sturm und Drang ist. Diese literarische Strömung stellte den Künstler als Genie in den Fokus. Der Individualismus, der durch die Aufklärung angestoßen wird, setzt sich in den Köpfen der Menschen fest und die Freiheit wird als hohes Gut gesehen – für den Menschen, vor allem aber auch für den Künstler.
Zu den bekanntesten Werken dieser Epoche zählen „Die Leiden des jungen Werthers“ von Johann Wolfgang von Goethe und „Die Räuber“ von Friedrich Schiller. Die Gattungen dieser Werke, Briefroman und Drama, sind charakteristisch für den Sturm und Drang. Goethe, Schiller und andere Stürmer und Dränger – beispielsweise Jakob Michael Reinhold Lenz und Johann Gottfried Herder – schrieben pathetisch, kraftvoll und schwärmerisch, aber auch ohne eine einheitliche Form, worin sich ihre Ablehnung von Traditionen, Autoritäten und normativer Poetik widerspiegelt. Denn der Sturm und Drang ist auch eine Rebellion gegen die Vätergeneration und die rationale Aufklärung. Deswegen beschäftigte er sich mit Natur, Spontaneität, Empfindungen, Phantasie und dem menschlichen Dasein.
bedeutende Ereignisse: | die Französische Revolution |
Merkmale: | Geniekult, tragisches Heldentum, Kritik am Feudalismus |
bekannte Werke und Autor*innen: | Johann Wolfgang von Goethe (Die Leiden des jungen Werther), Friedrich Schiller (Die Räuber), Johann Gottfried von Herder (Volkslieder) |
bevorzugte Textgattung: | Dramatik |
Die Weimarer Klassik (1786 – 1832): Harmonie und Schönheit
Wie prägend die Epoche der Aufklärung war, zeigt sich auch an der Weimarer Klassik. Wie Empfindsamkeit und Sturm und Drang, so schließt auch sie an die Gedankenwelt dieser Zeit an. Humanismus und Toleranz gelten als wichtige Tugenden und die französische Menschenrechtserklärung – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – wird beherzigt. Die Kunst in dieser Zeit gilt als autonom und soll der ästhetischen Erziehung dienen. Harmonie und Schönheit sind ihre Leitmotive.
Historisch gesehen, steht die Epoche mit der Herrschaft von Napoleon I., den preußischen Reformen und dem Wiener Kongress in Verbindung. Tatsächlich herrscht jedoch Uneinigkeit über die Länge der Epoche. Der Beginn wird auf das Jahr 1786 datiert, in dem Goethe zu seiner Italienreise aufbrach. Als Ende der Weimarer Klassik werden entweder Schillers Tod 1805 oder Goethes Tod 1832 gesehen. Goethe und Schiller haben nämlich nicht nur den Sturm und Drang geprägt, sondern sind zusammen mit Herder und Wieland als sogenanntes „Weimarer Viergestirn“ die bedeutendsten Vertreter der Weimarer Klassik. Ihre lyrische und epische Literatur ist edel und ausgewogen und besinnt sich zurück auf antike Vorbilder und Formen.
bedeutende Ereignisse: | die Französische Revolution |
Merkmale: | Humanismus, Tugend, Harmonie und Streben nach Schönheit |
bekannte Werke und Autor*innen: | Johann Wolfgang von Goethe (Reineke Fuchs), Friedrich Schiller (Die Jungfrau von Orléans) |
bevorzugte Textgattung: | Dramatik |
Die Romantik (ca. 1795 – 1835): Der Hang zum Unheimlichen
Parallel zur Weimarer Klassik und als Gegenbewegung zur Aufklärung entwickelte sich ab 1795 eine weitere bedeutsame Epoche der deutschen Literaturgeschichte: die Romantik. Sie lehnte die rationalen Ideale der Aufklärung ab und fokussierte sich auf die individuellen Gefühle des Menschen.
Die Werke der Romantik sind sehr gefühlsbetont und dienen der Weltflucht, einem typischen Merkmal dieser Zeit. Neben ihrer Hinwendung zum Mittelalter war die Romantik aber vor allem von einer tiefen Sehnsucht getrieben. Weitere Motive sind Mystik, das Unheimliche und das Schaurig-Schöne, dem sich vor allem auch die Schwarze Romantik, eine Unterströmung der Romantik, widmete.
bedeutende Ereignisse: | Industrialisierung, Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Sieg über Napoleon und Wiener Kongress |
Merkmale: | Weltflucht, Individualismus, Rückzug in Traumwelten und in die Natur, Verklärung des Mittelalters, Hinwendung zum Mystischen und Unheimlichen |
bekannte Werke und Autor*innen: | Joseph von Eichendorff (Mondnacht), E.T.A. Hoffmann (Der Sandmann), Bettina von Armin (Die Günderode), Clemens Brentano (Des Knaben Wunderhorn) |
bevorzugte Textgattung: | Lyrik |
Der Biedermeier (1815 – 1848): Rückzug in die heile Welt
Auch wenn die Französische Revolution lange nachwirkte: Ihre Ideen und Ideale waren gescheitert. Von 1815 bis 1848 folgte in Deutschland die Zeit der Restauration. Beschlossen wurde diese auf dem Wiener Kongress im Jahr 1815 mit dem Ziel, die Monarchie und damit das absolutistische System, gegen das die Französische Revolution gekämpft hatte, wieder herzustellen. Kritik am System und politische Mitsprache waren fortan verboten. In dieser Zeit entwickelten sich in Deutschland drei literarische Strömungen, die mit diesen Beschlüssen ganz unterschiedlich umgingen: der Biedermeier, der Vormärz und Junges Deutschland. Sie bilden die sogenannte Restaurationsepoche.
Der Biedermeier war die dominanteste dieser drei Strömungen und ist vor allem durch den Rückzug in die eigene heile Welt gekennzeichnet. Die Menschen fühlten sich machtlos angesichts der politischen und gesellschaftlichen Ereignisse und setzen ihnen Ideale wie Häuslichkeit und Familie entgegen. Konservatismus, eine tiefe Frömmigkeit und Naturverbundenheit sind typisch biedermeierliche Tugenden.
bedeutende Ereignisse: | Wiener Kongress und Märzrevolution |
Merkmale: | Rückzug ins Private, Resignation, Familie, heimische Idylle |
bekannte Werke und Autor*innen: | Annette von Droste-Hülshoff (Die Judenbuche), Eduard Mörike (Er ist’s) |
bevorzugte Textgattung: | keine, vor allem einfache Kleinformen |
Junges Deutschland (1830 – 1835): ein literarischer Protest
Ganz anders als der passive Biedermeier agierte de Vormärz. er war aktiv und politisch und ist durch seinen Widerstand gegen das politische System und die Obrigkeiten gekennzeichnet. In ihm vermischen sich Kunst und Politik: Literatur wurde zu einem Mittel, sich politisch zu äußern und der Kritik an Ständegesellschaft und Fürstenherrschaft Ausdruck zu verleihen.
Getragen wurde die Strömung von jungen Autorinnen und Autoren, ihre poltisch-liberale Ausrichtung führte allerdings dazu, dass die Bewegung schon 1835 vom Deutschen Bundestag mit einem Publikationsverbot belegt und verboten wurde. Man sah in den Schriften des Jungen Deutschland einen Angriff auf Zucht, Sittlichkeit und die christliche Religion sowie eine Herabwürdigung der sozialen Verhältnisse.
bedeutende Ereignisse: | Karlsbader Beschlüsse und Massenarmut |
Merkmale: | Politisierung der Literatur, Widerstand gegen das politische System und die Obrigkeiten |
bekannte Werke und Autor*innen: | Heinrich Heine (Reisebilder), Karl Gutzkow (Wally, die Zweiflerin) |
bevorzugte Textgattung: | Lyrik |
Der Vormärz (1815 – 1848): Die Epoche der Märzrevolution
Ebenfalls geprägt von den Beschlüssen des Wiener Kongresses und historischen Ereignissen wie den Karlsbader Beschlüssen und dem Pauperismus leistete auch der Vormärz Widerstand gegen das politische System. Er forderte Demokratie, Gleichberechtigung, die Trennung von Staat und Kirche, Frauenrechte und Pressefreiheit und stellte diese politischen Botschaften auch in den Fokus seiner Literatur. Es ging darum, auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen und etwas zu bewegen.
Doch so aktiv die Vertreter*innen des Vormärz auch waren: Sie waren eine Minderheit. Die meisten Schriftstellerinnen und Schriftsteller gehörten dem Biedermeier an. Dessen Ideen dominierten die Zeit. Ein wichtiges Ereignis war das Verbot aller Werke der Strömung Junges Deutschland am 10. Dezember 1835. Es veranlasste viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller, enttäuscht mit ihrer literarischen und damit auch gesellschaftspolitischen Arbeit aufzuhören. Gleichzeitig führte das Verbot zum Erstarken eines sich radikalisierenden Vormärz. Man kämpfte nun offen gegen die Macht von Kirche und Obrigkeit und führte die Ideen des Jungen Deutschland weiter.
bedeutende Ereignisse: | Karlsbader Beschlüsse und Märzrevolution |
Merkmale: | politisch, jung, machte auf Ungerechtigkeiten aufmerksam |
bekannte Werke und Autor*innen: | Georg Büchner (Woyzeck), Heinrich Heine (Deutschland. Ein Wintermärchen), August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (Das Lied der Deutschen) |
bevorzugte Textgattung: | Lyrik |
Der Realismus (1848 – 1890): Die schöne Wirklichkeit
Mit der Märzrevolution bricht eine neue Literaturepoche an: der Realismus. Er widmete sich der ungeschönten Wirklichkeit. Autoren /-innen wie Theodor Fontane, Gottfried Keller oder Theodor Storm waren bemüht, die Realität literarisch abzubilden und dabei auf Idealisierung oder beschönigende Metaphern zu verzichten. Die große politische Debatte bliebt dabei allerdings aus. Anders als in anderen Epochen fand im Realismus keine bewusste Auseinandersetzung mit den politischen oder gesellschaftlichen Hintergründen statt.
Stattdessen rückten die Literaten und Literatinnen den einzelnen Menschen, meist Kaufleute, Bauern oder Handwerker, in den Mittelpunkt und stellten die Auswirkungen der gesellschaftlichen Gegebenheiten auf des Leben des Einzelnen kommentarlos und wertfrei dar. Das führte dazu, dass es in dieser Epoche keine große Themenvielfalt gab. Man konzentrierte sich darauf, im Alltag das Besondere finden und es zu etwas Schönem, Künstlerischem machen. Es war die Aufgabe des Autors und der Autorin, diese Schönheit herauszuarbeiten.
bedeutende Ereignisse: | Industrialisierung und ihre Folgen |
Merkmale: | Abbildung der Wirklichkeit |
bekannte Werke und Autor*innen: | Theodor Fontane (Effi Briest), Wilhelm Busch (Max und Moritz), Gottfried Keller (Der grüne Heinrich) |
bevorzugte Textgattung: | Epik |
Der Naturalismus (1880 – 1900): Wissenschaft trifft Literatur
Die Industrialisierung führte zu immer größeren sozialen Problemen. Die Verstädterung sorgte für Hunger, Armut, Prostitution und Alkoholsucht, das Zusammenleben war vom Determinismus geprägt, also der Beurteilung eines Menschen in Abhängigkeit von seinem Milieu und seiner Rasse. Gleichzeitig stellt die Epoche des Naturalismus den Beginn der Moderne dar, die als Oberkategorie die Epochen bis zur Postmoderne (1980 bis heute) umfasst.
Wie schon im Realismus so ging es auch im Naturalismus darum, die Wirklichkeit so genau wie möglich abzubilden. Der Unterschied ist: Die Naturalist*innen übten deutliche Kritik an den sozialen Bedingungen und thematisierten so Probleme, von denen viele Menschen betroffen waren. Die Kunst sollte daher so kunstlos wie möglich sein und stattdessen ein genaues Abbild der Natur darstellen. Die Literatur dieser Zeit beschäftigte sich vor allem mit dem Milieu der Fabriken und Kneipen und ist durch die Verwendung von Umgangssprache und Dialekten gekennzeichnet.
bedeutende Ereignisse: | Industrialisierung und ihre Folgen |
Merkmale: | Darstellung des Hässlichen, Milieu und Vererbung |
bekannte Werke und Autor*innen: | Gerhart Hauptmann (Die Weber), Lew Nikolajewitsch Tolstoi (Anna Karenina), Emile Zola (Die Erde) |
bevorzugte Textgattung: | Dramatik |
Die Moderne (1880 – 1920): vielseitig, aber ziellos
Als Gegenbewegung zu Realismus und Naturalismus bildete sich am Ende des 19. Jahrhunderts eine Art „Überepoche“ aus: die Moderne. Ganz anders als ihre Vorgänger war sie experimentell und vielseitig, auch weil sie eine Vielzahl von literarischen Strömungen umfasst, etwa en Expressionismus, den Impressionismus und den Symbolismus, aber auch Dekadenz, Jugendstil, Dadaismus und Ästhetizismus. Somit ist die Bezeichnung „Moderne“ als Sammelbegriff zu verstehen, der eine auf literarischer Ebene sehr kreative und innovative Zeit beschreibt.
Auch ihre Ausrichtung ermöglicht Rückschlüsse auf das Lebensgefühl ihrer Zeit. Die Menschen der Moderne waren vor allem orientierungslos. Der wissenschaftliche Fortschritt und der damit einhergehende Umbruch verunsicherte die Menschen und führte zu etwas, was es in der Literaturgeschichte noch nie gegeben hatte: Die Literatur verfolgte kein klares Ziel mehr. Im Vordergrund standen vielmehr die Abkehr vom Naturalismus und der vollkommene Bruch mit alle, was bisher gewesen war. Aus diesem Grund probierten die Autor*innen nun völlig neue Dinge aus und suchten nach neuen literarischen Ausdrucksformen.
bedeutende Ereignisse: | Industrialisierung, Säkularisierung und technischer Fortschritt |
Merkmale: | Stilpluralismus, literarische Experimente, pessimistische Weltsicht, Orientierungslosigkeit, Abgrenzung von der Tradition |
bekannte Werke und Autor*innen: | Franz Kafka (Die Verwandlung), Virginia Woolf (Mrs. Dalloway), Thomas Mann (Die Buddenbrocks), Max Frisch (Homo Faber) |
bevorzugte Textgattung: | keine |
Der Impressionismus (1890 – 1920): Ein Leben im Augenblick
Zu den zahlreiche Strömungen der Moderne gehört der Impressionismus. Er ist vor allem aus der bildenden Kunst bekannt und verfolgte das Ziel, sich vom Naturalismus und dem bisher Bekannten abzugrenzen. Das tat er, indem er sich der Wirklichkeit entzog und eine eigene, subjektive Realität vorzog, die er in kurzen, flüchtigen Eindrücken wiedergab. Impressionistische Werke sind somit Momentaufnahmen, die subjektive Eindrücke und Augenblicke beschreiben. Um dieser Grundidee gerecht zu werden, nutzten die Vertreter /-innen des Impressionismus vor allem knappe literarische Formen wie Gedichte, Skizzen und Novellen.
bedeutende Ereignisse: | Industrialisierung, Säkularisierung und technischer Fortschritt |
Merkmale: | subjektiv und persönlich, Abgrenzung von der Tradition |
bekannte Werke und Autor*innen: | Arthur Schnitzler (Leutnant Gustl), Rainer Maria Rilke (Die Aufzeichnung des Malte Laurids Brigge), Detlev von Liliencron (Schöne Junitage) |
bevorzugte Textgattung: | keine, aber vor allem knappe Formen wie Skizzen, Gedichte und Novellen |
Der Symbolismus (1890 – 1920): die Welt, die du nicht siehst
Der Symbolismus ist neben Impressionismus und Expressionismus sowie Dadaismus, Fin de Siècle, Ästhetizismus oder Jugendstil eine weitere der zahlreichen Strömungen der Moderne und damit Teil einer sehr kreativen und experimentellen Zeit. Der Symbolismus umfasst den Zeitraum von 1890 bis 1920. Der Begriff geht auf das „Symbolische Manifest“ des französischen Dichters Jean Moréas zurück und hat somit seinen Ursprung in Frankreich. In seinem Manifest legt Moréas die Abneigung der Symbolist*innen gegenüber Sachlichkeit und Realismus dar. Denn den Vertretern und Vertreterinnen des Symbolismus wollten eine Welt der Schönheit erschaffen.
Das zentrale Stilmittel dafür war das Symbol. Ein Symbol ist ein bildhaftes Zeichen, das eine allgemeingültige Aussagekraft besitzt. Das heißt, es ist ein Sinnbild oder ein Bedeutungsträger, der stellvertretend den tieferen Sinn eines Gegenstandes, Motivs oder Vorgangs transportiert. So ist beispielsweise der Ring ein Symbol für Treue oder der Totenkopf ein Symbol für den Tod. Der Symbolismus begriff das Symbol als Bruchstück der Wirklichkeit, das er einsetzte, um eine neue Wirklichkeit zu erschaffen.
bedeutende Ereignisse: | der Erste Weltkrieg, Urbanisierung und Industrialisierung |
Merkmale: | das Symbol |
bekannte Werke und Autor*innen: | Rainer Maria Rilke (Rainer Maria Rilke), Hugo von Hofmannsthal (Reitergeschichten) |
bevorzugte Textgattung: | Lyrik |
Der Expressionismus (1905 – 1925): Ausdruckstark und experimentell
Der Begriff Expressionismus leitet sich von den lateinischen Wörtern „ex“ und „premere“, was übersetzt „ausdrücken“ bedeutet. Und der Ausdruck steht in dieser Literaturepoche auch im Vordergrund. Damit einher geht ein Bruch mit bisherigen literarischen Darstellungsformen.
Der Grund dafür liegt, wie immer, im historischen Kontext. Der Erste Weltkrieg war das große, einschneidende Erlebnis das großen Einfluss auf den Expressionismus und seine Autoren /-innen und Künstler /-innen hatte. Nicht nur der Krieg an sich, sondern auch seine Folgen lassen sich in vielen Werken aus dieser Epoche finden. Genauso prägend wie die politischen Ereignisse sind zu dieser Zeit auch die gesellschaftlichen Veränderungen, die durch Urbanisierung und Industrialisierung hervorgerufen werden. Isolation, Identitätsverlust, Orientierungslosigkeit und Entmenschlichung sind daher die typischen expressionistischen Themen.
bedeutende Ereignisse: | der Erste Weltkrieg, Urbanisierung und Industrialisierung |
Merkmale: | Angst und Isolation, Entmenschlichung, Angst vor Identitätsverlust, Angst vor dem Weltende |
bekannte Werke und Autor*innen: | Elke Lasker-Schüler (Die Wupper), Georg Heym (Die Stadt), Gottfried Benn (Morgue und andere Gedichte) |
bevorzugte Textgattung: | Lyrik |
Die Neue Sachlichkeit (1918 – 1933): Nüchtern und realistisch
Als Reaktion auf den ausdruckstarken, mit Konventionen brechenden Expressionismus entwicklete sich in der Weimarer Republik die Neue Sachlichkeit. Und die war ausschließlich sachlich. Anders als andere Literaturepochen, wie die Romantik oder der Sturm und Drang, flüchtete sich die Neue Sachlichkeit nicht in Traum- oder Fantasiewelten. Ihr ging es um eine Rückbesinnung auf die Welt des Sichtbaren. Charakteristisch dafür ist ihr beobachtendes Bild von der gesellschaftlichen und politischen Situation.
Die Vertreter und Vertreterinnen der Neuen Sachlichkeit stellten sich gegen einen poetischen Erzählstil und verwendeten eine sehr sachliche Ausdrucksweise. Sie verzichteten auf ausschmückende Stilmittel und subjektive Gefühle wie Trauer oder Liebe. Ihnen ging es um eine objektive und wahrheitsgemäße Darstellung der Realität aus der Perspektive eines neutralen Beobachters.
bedeutende Ereignisse: | Weimarer Republik und Folgen des Ersten Weltkriegs |
Merkmale: | nüchterne, realitätsbezogene und leicht verständliche Alltagssprache, reduzierte und präzise Ausdrucksweise, distanzierte, beobachtende Haltung |
bekannte Werke und Autor*innen: | Erich Kästner (Fabian – Die Geschichte eines Moralisten), Bertolt Brecht (Die heilige Johanna der Schlachthöfe), Kurt Tucholsky (Angestellte) |
bevorzugte Textgattung: | Lyrik |
Die Exilliteratur (1933 – 1945):
Als Exilliteratur bezeichnet die Literaturgeschichte die Literatur von Autorinnen und Autoren, die aus politischen oder religiösen Gründen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Eine weitere Bezeichnung ist Emigrantenliteratur. Diese hat es im Laufe der Geschichte immer wieder gegeben. Schon in der Antike waren Autoren wie Hipponax oder Ovid der Zensur und Verfolgung der Staatsmacht ausgesetzt, ein bekannter mittelalterlicher Exilautor ist Dante Aligheri. Zu einem generellen Phänomen entwickelte sich die Exilliteratur im 16. Jahrhundert, als die Religionskriege zahlreiche protestantische Dichterinnen und Dichter zwangen, ihre katholischen Heimatländer zu verlassen, weil sie dort um ihr Leben fürchten mussten.
In der deutschen Literaturgeschichte gilt die Zeit zwischen 1933 bis 1945 als Epoche der Exilliteratur. Ausgangspunkt der Exilbewegung ist der Tag der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933, als alle nicht-arischen Werke verboten und verbrannt wurde. Daraufhin verließen viele Autorinnen und Autoren das Land. Im Exil setzten sie sich literarisch mit den politischen und gesellschaftlichen Problemen und der Sehnsucht nach der Heimat auseinander. Einen einheitlichen formalen Stil hatten sie nicht, der Inhalt war wichtiger.
bedeutende Ereignisse: | der Zweite Weltkrieg |
Merkmale: | Sehnsucht nach der Heimat, Widerstand gegen Nazi-Deutschland |
bekannte Werke und Autor*innen: | Thomas Mann (Die Buddenbrocks), Heinrich Mann (Die Jugend des Henri Quatre), Anna Seghers (Transit) |
bevorzugte Textgattung: | Epik, bevorzugt Prosa |
Die Trümmerliteratur (1945 – 1950):
Die deutsche Literaturepoche der Trümmerliteratur beginnt mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und endet mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Anfang der 1950er Jahre. Sie wird auch als Heimkehrerliteratur oder „Literatur der Stunde Null“ bezeichnet und bezieht sich auf das, was die Menschen nach Ende des Krieges in den Städten vorfanden: Trümmer. Während sie in Deutschland eine zwar kurze, aber sehr wichtige Epoche der Literaturgeschichte darstellt, spielt sie in anderen Ländern keine oder kaum eine Rolle.
Die Autoren der Trümmerliteratur waren größtenteils selbst aus Krieg oder Gefangenschaft heimgekehrte Soldaten, die ihre Erlebnisse schilderten. Dazu wählten sie eine einfache, unpoetische Sprache. Ihre Literatur sollte realistisch, unpsychologisch und wahrhaftig sein. Der Ausdruck von Ideologie und Gefühl war nach den Erfahrungen mit der NS-Ideologie ein Tabu.
bedeutende Ereignisse: | Ende des Zweiten Weltkriegs |
Merkmale: | Zerstörung, einfache und unpoetische Sprache, Realismus |
bekannte Werke und Autor*innen: | Wolfgang Borchert (Nachts schlafen die Ratten noch), Erich Kästner (Die Schaubude), Günter Eich (Latrine) |
bevorzugte Textgattung: | Lyrik |
Nachkriegsliteratur (1945 – 1990):
Die Nachkriegsliteratur wird häufig mit der Trümmerliteratur gleichgesetzt. Das ist aber nur bedingt richtig: Die Trümmerliteratur, die nur einen vergleichsweise kurzen Zeitraum umfasst, ist Teil der Nachkriegsliteratur, wird aber häufig auch als eigene Epoche bezeichnet. Die Nachkriegsliteratur selbst reicht in Westdeutschland jedoch bis ins Jahr 1967 und beschäftigt sich thematisch sowohl mit der Aufarbeitung des Krieges als auch mit dessen Verdrängung.
Die Auseinandersetzung mit aus dem Exil zurückkehrenden Autorinnen und Autoren, die Teilung Deutschlands in Ost und West sowie die Frage nach der Schuld am Zweiten Weltkrieg sind die großen Themen der Nachkriegsliteratur. Diese gab es sowohl in West- als auch in Ostdeutschland, allerdings mit unterschiedlicher thematischer Ausrichtung. Während für die Generation der jungen Nachkriegsautoren und -autorinnen Westdeutschlands war vor allem die Gruppe 47 von Bedeutung war, stand die Literatur der DDR ganz im Zeichen des Antifaschismus.
bedeutende Ereignisse: | Ende des Zweiten Weltkriegs, Teilung Deutschlands |
Merkmale: | Frage nach Schuld und Verantwortung am Holocaust |
bekannte Werke und Autor*innen: | Paul Celan (Todesfuge), Ingeborg Bachmann (Alle Tage), Günter Grass (Die Blechtrommel) |
bevorzugte Textgattung: | keine |
Neue Subjektivität (1970er Jahre):
Die Neue Subjektivität ist eine literarische Strömung in der deutschen Literatur der 1970er Jahre, die auch als Neue Innerlichkeit bezeichnet wird. Grund für ihren Namen ist ihre auf subjektive Wahrnehmungen und Empfindungen fokussierte Ausrichtung. Das Private steht im Vordergrund. Geprägt wurde der Begriff von Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. In der Literaturwissenschaft wird die Neue Subjektivität als Tendenzwende und Rückkehr zum Ich beschrieben, wodurch sie eine Gegenbewegung zur gesellschafts- und systemkritischen Literatur der 60er Jahre dartsellt.
Typisch für die Neue Sachlichkeit ist ein subjektiver, privater Schreibstil, der in gefühlsbetonte, oft autobiografische Texte seinen Ausdruck findet. Es ging um die eigene Gefühle, private Probleme oder das Erleben geschichtlicher Abläufe,nicht darum, die Literatur als ein politisches Instrument einzusetzen, wie es im Zuge der 68er-Bewegung geschah.
bedeutende Ereignisse: | Bau der Mauer, Vietnamkrieg, atomare Aufrüstung |
Merkmale: | Beschäftigung mit dem eigenen Ich, Selbstreflexion, Alltagssorgen, Verwendung von Alltagssprache, Einfachheit, Authentizität und Direktheit |
bekannte Werke und Autor*innen: | Christa Wolf (Nachdenken über Christa T.), Botho Strauß (Die Widmung), Elfriede Jelinek (Die Liebhaberinnen) |
bevorzugte Textgattung: | keine |
Die Postmoderne: pluralistisch und effektvoll
Die Postmoderne gehört zu den jüngsten Literaturepochen der deutschen Literaturgeschichte. Ihre Bezeichnung entstand Ende der 1950er Jahre und setzt sich aus den Wortbestandteilen „post“ („nach“) und „modern“ zusammen. Die Postmoderne ist also die Epoche nach der Moderne. Da sie schwer zu fassen ist, gibt es ganz unterschiedliche Einteilungen. Manchmal wird ihr die Zeit von 1968 bis 2000 zugewiesen, womit ihre Anfänge in der Neuen Subjektivität liegen. In anderen Definitionen beginnt sie im Jahr 1989, einem Jahr, in dem sich die Welt durch das Ende des Kalten Krieg und der deutschen Wiedervereinigung neu ordnete.
Im Gegensatz zu anderen Epochen, die stets einer gewissen Überzeugung oder einem bestimmten Leitgedanken folgten, kennt die Postmoderne nicht mehr die eine Wahrheit. Stattdessen hatten die Autoren udn Autorinnen die Freiheit, zu schreiben, was sie wollten. In ihren Bemühungen, die heterogenen Entwicklungen ihrer Zeit zu erfassen, ging es ihnen jedoch nicht darum, etwas komplett Neues zu schaffen. Die postmodernen Autoren und Autorinnen gingen davon aus, dass es nichts Neues mehr gebe,über das sie schreiben könnten. Deswegen spielten sie mit der literarischen Tradition und schufen neue Kombinationen von Altem, bereits Vorhandenem.
bedeutende Ereignisse: | Sinnverlust, Pluralität |
Merkmale: | Rückgriff auf die Moderne, Intertextualität, fragmentarische Erzählweise, Sprachexperimente |
bekannte Werke und Autor*innen: | Umberto Eco (Der Name der Rose), Patrick Süskind (Das Parfüm), Friedrich Dürrenmatt (Der Besuch der alten Dame) |
bevorzugte Textgattung: | Epik |
Die Gegenwartsliteratur (ab 1900): die Literatur von heute
Der Begriff „Gegenwartsliteratur“ ist ein Sammelbegriff für die Literatur seit 1990. Er bezeichnet keine Epoche, sondern umfasst die gegenwärtige Literatur. Epochennamen werden erst im Nachhinein vergeben. Die Besonderheit zeitgenössischer Literatur ist, dass die Autoren und Autorinnen die gleichen Erfahrungen teilen wie ihre Leserschaft. Das galt natürlich für alle Epochen einmal, auch die Romantik oder der Realismus waren in ihrer Zeit Gegenwartsliteratur. Lesen wir heute ein Gedicht aus dieser Zeit, können wir nachvollziehen, wie die Menschen damals gedacht haben, weil du die historischen Zusammenhänge kennen. Dennoch schauen wir rückblickend und aus unserer heutigen Perspektive auf diese Literatur. Gegenwartsliteratur ist noch nicht in diesen epochalen Zusammenhang eingeordnet, sie passiert jetzt gerade.
Die Gegenwartsliteratur ist sehr vielfältig und folgt keinen klaren Vorgaben. Wir finden in ihr die Behandlung aktueller Themen ebenso wie die Erinenrungskultur. Ihre Besonderheit: Durch die Verbreitung über digitale Medien ist Literatur so vielen Menschen zugänglich wie niemals zuvor.
bedeutende Ereignisse: | Sinnverlust, Pluralität |
Merkmale: | Rückgriff auf die Moderne, Intertextualität, fragmentarische Erzählweise, Sprachexperimente |
bekannte Werke und Autor*innen: | Günter Grass (Im Krebsgang), Wolfgang Herrndorf (Tschick), George R.R. Martin (Das Lied von Eis und Feuer) |
bevorzugte Textgattung: | keine |
Die Literaturepochen auf einen Blick
- Literaturepochen bezeichnen einen bestimmten Zeitabschnitt in der Literaturgeschichte, der von charakteristischen Themen, Motiven und Weltanschauungen geprägt ist.
- Die Grundlage jeder Literaturepoche bildet der zeitgeschichtliche Kontext. Er besteht aus den prägenden historischen Ereignissen der Zeit.
- Literatur ist immer beeinflusst von Politik und den Entwicklungen in der Gesellschaft.
- Damit wir ein literarisches Werk in seiner Tiefe verstehen können, ist die Einordnung in Epochen entscheidend.
- Die thematische Ausrichtung, bestimmte Merkmale und Motive sowie die formale Ausgestaltung des Werkes ermöglichen es, einen Text einer Epoche zuzuordnen.