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Unkonventionell und eigenwillig: der Film „Eselshaut“

Eseslhaut Film DVD

Die französische Variante von Allerleirauh trägt den nicht weniger wunderlichen Namen „Eselshaut“ („Peau d’âne“) und wurde in der Märchensammlung von Charles Perrault 1697 erstmals gedruckt. Noch skurriler ist allerdings die großartige Verfilmung aus dem Jahr 1970 unter der Regie von Jacques Demy mit keiner geringeren als Catherine Deneuve in der Titelrolle. Warum ihr ihn unbedingt gesehen haben solltet, erfahrt ihr hier.

Eselshaut: Alles andere als konventionell

Wer hier einen konventionellen Märchenfilm erwartet, wird bitter enttäuscht. Eselshaut ist eine geniale und höchst eigenwillige Mischung aus knallig buntem Kostümschinken und Musical. Der Soundtrack stammt von Michel Legrand und enthält sowohl archaisierende barocke Elemente, z. B. mit hohen Trompetenklängen und fugierten Abschnitten, als auch mitreißend poppige Anteile.

Die Kostüme, vor allem Eselshauts Kleider in Farbe des Wetters, des Mondes und der Sonne, die Möbel und die sonstige Ausstattung sind alles andere als schlicht: Kontrastierende, kräftige Farben wetteifern mit viel Glitzer und Blingbling. Die Designs schwanken zwischen dem späten Mittelalter und dem 17. Jahrhundert. Höhepunkt ist die überdimensionale weiße Plüschkatze, auf der Jean Marais mit grotesken Ärmeln als König thront und „Gedichte aus der Zukunft“ von Guillaume Apollinaire und Jean Cocteau rezitiert.

Bizarre Momente

Demy persifliert in seinem Film stellenweise die ebenfalls sehenswerte Verfilmung von „Die Schöne und das Tier“ aus dem Jahr 1946. Die von Delphine Seyrig gespielte herrlich kokette Fliederfee, Eselshauts Patentante, fällt in einer Szene etwa durch die Decke, um kurze Zeit später offensichtlich rückwärts abgespielt wieder „emporzuschweben“ wie in der finalen Apotheose das verwandelte Biest mit seiner Bella. Trotz aller bizarren Momente und Texte, etwa im Lied der Frauen, die auf alle möglichen und unmöglichen Arten versuchen ihre Finger zu verschlanken, damit ihnen der Ring des Prinzen passt, oder der Helikopter in der Schlussszene, der König und Fliederfee zu Eselshauts Hochzeit einfliegt, ist der Film nie ganz eine Parodie und nimmt die literarische Vorlage ernst. So ernst, wie dies bei einem ungewöhnlichen Märchen eben sein darf. Der Film ist leider nur in einer 4-DVD-Box erhältlich, er läuft aber auch immer mal wieder auf Arte. Wenn ihr die Möglichkeit habt, schaut ihn euch unbedingt an!

Übrigens: Mehr über Eselshaut erfahrt ihr in unserer Märchenpott-Folge 07 „Von Rauhtierchen, Bettlerkönigen und einem Pferdekopf.“ Und die grimmsche Variante von Eselshaut könnt ihr euch in unserer Märchenstung Folge 06 „Allerleirauh“ anhören. Ihr findet uns auf Spotify, Apple Music, Deezer und überall, wo es Podcasts gibt. Falls euch der Märchenpott gefällt, lasst uns eine Fünf-Sterne-Berwertung da, abonniert uns, um keine Folge zu verpassen, und folgt uns auf Instagram @maerchenpott.de. Wir freuen uns auf euch!