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Lyrik-Merkmale: Das ist typisch für diese literarische Gattung

Lyrik-Merkmale Stapel alter Bücher

Gedichte reimen sich – und was noch? Es gibt noch einige andere Merkmale, die typisch für diese Textsorte sind. Welche das sind und welche Lyrik-Merkmale es gibt, erfahrt ihr hier.

Lyrik-Merkmale: 

Ob Roman, Tragödie, Märchen oder Sonett – jede Textsorte lässt sich einer bestimmten Kategorie zuordnen. Bei den fiktionalen, also den literarischen Texten, sind das die drei literarischen Gattungen Epik, Dramatik und Lyrik. Jede von ihnen weist bestimmte Merkmale auf, die für alle Textsorten, die sie umfassen, gelten. So sind epische Texte wie Kurzgeschichten, Märchen und Novellen zum Beispiel dadurch gekennzeichnet, dass sie alle einen Erzähler haben, der eine bestimmte Erzählperspektive einnimmt. Dramentexte hingegen bestehen nahezu ausschließlich aus Figurenrede und sind in Akte und Szenen unterteilt. Was aber sind die typischen Merkmale lyrischer Texte? Alle Lyrik-Merkmale erklären wir euch hier.

Definition: Was ist Lyrik?

Die Lyrik ist die dritte der drei literarischen Gattungen Epik, Dramatik und Lyrik und umfasst alle Texte, die in Gedichtform verfasst sind. Diese unterscheiden sich durch spezifische Merkmale, wie ihren Aufbau oder ihre sprachliche Ausgestaltung, grundlegend von epischen und dramatischen Texten. 

Eng verbunden sind sie mit der Musik. Der Begriff “Lyrik” leitet sich von der Lyra ab, einem leierähnlichen Saiteninstrument aus der Antike, das im alten Griechenland Gesänge begleitete. Dieser musikalische Bezug blieb durch die Liebeslyrik der Minnesänger noch bis ins Mittelalter bestehen. Inzwischen werden lyrische Texte nicht mehr gesungen, eignen sich durch ihren melodischen Rhythmus aber noch immer dafür, sie laut vorzutragen.

Merkmale von Lyrik

Gedichte sind meist auf den ersten Blick erkennbar, denn durch ihren Aufbau heben sie sich von allen anderen Textarten ab. Es gibt aber noch weitere Merkmale, die charakteristisch für lyrische Texte sind:

  • Aufbau in Strophen und Verse
  • der lyrische Sprecher
  • Reimschema
  • Metrum
  • Kadenz
  • bildhafte Sprache
  • Zusammenspiel von Form und Inhalt

Nicht alle dieser Merkmale sind in jedem lyrischen Text zu finden. Insbesondere moderne Gedichte brechen bewusst mit gängigen Merkmalen und schaffen durch Experimente neue Formen. Gedichte aus der Zeit des Expressionismus und des Dadaismus brachen ganz bewusst mit lyrischen Konventionen. Manche modernen Gedichte nähern sich sogar der Prosa an. 

Aufbau in Strophen und Verse

Gedichte bestehen aus Strophen und Versen. Sie legen die äußere Form lyrischer Texte fest und machen sie so schon auf den ersten Blick als Gedicht erkennbar. Der Vers bezeichnet die Zeile eines Gedichtes – und sie sollte auch unbedingt als “Vers” bezeichnet werden. Bei einem Gedicht von “Zeile” zu sprechen, ist schlicht falsch.

Ein oder mehrere Verse ergeben eine Strophe. Wenn es sich nicht gerade um ein Sonett oder eine andere spezielle Gedichtform handelt, kann die Anzahl von Versen pro Strophe beliebig variieren. Eine Strophe kann zwölf Verse umfassen oder nur einen einzigen. Und auch die Verse selbst können unterschiedlich lang sein und beispielsweise auch nur aus einem Wort bestehen. Auch wie viele Strophen ein Gedicht hat, ist grundsätzlich nicht festgelegt. Gedichte können somit sehr kurz oder auch sehr lang sein. Unabhängig davon stellt eine Strophe aber immer eine Sinneinheit dar, die einen bestimmten Aspekt des Themas behandelt.

Der lyrische Sprecher

In epischen Texten gibt es Erzähler, die mit einer bestimmten Erzählperspektive durch die Geschichte führen und so entscheidend beeinflussen, wie wir diese Geschichte wahrnehmen. Auch in lyrischen Texten gibt es eine Form des Erzählers – nur darf er nie als solcher bezeichnet werden, denn Erzähler kommen nur in epischen, eben erzählenden Texten vor. In lyrischen Texten übernimmt diese Aufgabe der lyrische Sprecher.

Der lyrische Sprecher tritt in Gedichten meist in Form des lyrischen Ichs auf. Er ist der vom Dichter oder der Dichterin erfundene fiktive Sprecher und kann in verschiedenen Formen auftreten: 

  • explizit, als klar erkennbares individuelles Ich oder
  • implizit, stellvertretend für eine Personengruppe.

Das lyrische Ich zu erkennen, ist einfach, da es das Personalpronomen “Ich” verwendet. Gibt es kein lyrisches Ich, handelt es sich um einen lyrischen Sprecher.

Das Reimschema

Ein weiteres typisches Merkmal, das ihr wahrscheinlich sofort mit Gedichten in Verbindung bringt, ist das Reimschema. Es beschreibt das Muster, nach dem sich einzelne Verse reimen. Ein Reim ist der Gleichklang zweier Wörter, etwa “Märchen” und “Pärchen”. Das Reimschema bezieht sich auf den Endreim, also auf die Wörter am Ende eines Verses. 

Es gibt verschiedene Reimschemata, die häufigsten sind der Paarreim und der Kreuzreim. 

ReimschemaAbfolge des Endreims
Paarreimaabb
Kreuzreimabab
Umarmender Reimabba
Schweifreimaabccb
Verschränkter Reimabcabc
Haufenreimaaa
Kettenreim/Terzinenreimaba bcb cdc
Unreiner ReimWörter klanglich nicht komplett identisch, aber ähnlich

Übrigens: Inzwischen weist nicht jedes Gedicht automatisch ein Reimschema auf. Vor allem moderne Gedichte verzichten oft darauf. Möchtet ihr das Reimschema eines Gedichtes bestimmen, könnt ihr das ganz einfach tun, indem ihr das letzte Wort jedes Verses (den Endreim) mit einem Buchstaben kennzeichnet. Für Wörter, die sich reimen, verwendet ihr den gleichen Buchstaben. Daraus ergeben sich dann Buchstabenfolgen wie aabb oder abab. Aus ihnen könnt ihr dann das Reimschema ableiten.

Das Metrum

Dass die Lyrik eng mit der Musik verbunden ist, zeigt dieses Merkmal: Das Metrum, auch Versmaß genannt, bezieht sich auf den Rhythmus des Gedichts. Ihr könnt ihn anhand der Abfolge betonter und unbetonter Silben ermitteln. Unterscheiden könnt ihr dann zwischen Jambus, Trochäus, Daktylus und Anapäst.

MetrumSilbenfolge
Jambusunbetont, betont
Trochäusbetont, unbetont
Daktylusbetont, unbetont, unbetont
Anapästunbetont, unbetont, betont

Wie beim Reimschema gilt auch in Sachen Metrum: Nicht jedes Gedicht hat ein bestimmtes Versmaß.

Die Kadenz

Ein weiteres Merkmal, das nur in lyrischen Texten zu finden ist, ist die Kadenz. Sie sagt aus, ob die letzte Silbe in einem Vers betont oder unbetont ist. Abhängig davon kannst du dann festlegen, ob es sich um eine männliche, eine weibliche oder eine reiche Kadenz handelt.

KadenzEndung
männliche Kadenz (stumpfe Kadenz)Der Vers endet auf einer betonte Silbe
weibliche Kadenz (klingende Kadenz)Der Vers endet auf einer unbetonte Silbe
reiche Kadenz (volle Kadenz)Der Vers endet auf mehreren unbetonten Silben.

Die bildhafte Sprache

Die Sprache spielt in lyrischen Texten eine besondere Rolle und ist hier besonders ausgeschmückt. Die Sprache in Gedichten ist sehr bildhaft und kunstvoll und weicht in Sachen Satzbau und Ausdruck meist von der Alltagssprache ab. Außerdem kommen sprachliche Stilmittel, zu denen beispielsweise Metaphern, Personifikationen oder Ellipsen gehören, in Gedichten in deutlich höherer Dichte auf als in epischen oder dramatischen Texten. 

Das Zusammenspiel von Form und Inhalt

Die formale Ausgestaltung von Gedichten ist einzigartig. Aus diesem Grund ist es wichtig, lyrische Texte immer als Zusammenspiel von Form und Inhalt zu begreifen. Die Wahl des Reimschemas oder des Metrums sagt genau so etwas über den Inhalt auf, wie der Einsatz bestimmter rhetorischer Mittel dazu beiträgt, die Aussage des Gedichtes zu vermitteln. Form, Sprache und Inhalt verschmelzen hier zu einer untrennbaren Einheit, die gemeinsam ein sprachliches Kunstwerk bilden.

Alle Lyrik-Merkmale auf einen Blick

MerkmalErklärung
StrophenSinneinheit in einem Gedicht
Verseein oder mehrere Verse bilden eine Strophe
der lyrische Sprecherführt als eine Art Erzähler durch das Gedicht, oft als lyrisches Ich
ReimschemaMuster, nach dem sich einzelne Verse reimen
MetrumRhtyhmus des Gedichtes, festgelegt durch die Abfolge betonter und unbetonter Silben
Kadenzletzte Silbe in einem Vers ist betont oder unbetont
bildhafte SpracheEinsatz vieler sprachlicher Mittel
Zusammenspiel von Form und InhaltForm und Inhalt bilden eine Einheit

So kannst du Lyrik-Merkmale erkennen

So viel zur Theorie. Veranschaulichen wir die genannten Lyrik-Merkmale an einem Beispiel. Exemplarisch nehmen wir uns dafür das Gedicht “Willkommen und Abschied” von Johann Wolfgang von Goethe vor. Es stammt aus dem Jahr 1775 und ist der Epoche des Sturm und Drang zuzuordnen. Das Gedicht handelt vom lyrischen Ich, das sich des Nachts auf den Weg zu seiner Geliebten macht und die Freuden und Leiden der Liebe thematisiert.

Es schlug mein Herz, geschwind, zu Pferde!
Es war getan fast eh gedacht.
Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hing die Nacht;
Schon stand im Nebelkleid die Eiche
Ein aufgetürmter Riese, da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah
[…]

Die lyrischen Merkmale sind auf den ersten Blick erkennbar. Das Gedicht besteht aus vier Strophen, die sich aus je acht Versen zusammensetzen. Schon im ersten Vers erkennen wir, dass es sich beim lyrischen Sprecher um ein lyrisches Ich handelt, da hier das Possessivpronomen “mein” verwendet wird (V.1 mein Herz). Das Reimschema ist ein Kreuzreim (abab), wie ihr an den Endreimen “Pferde” – ”Erde” und “-dacht” – “Nacht” usw. ableiten könnt. Das Metrum ist ein Jambus, da die Silbenfolge aus unbetonten und betonten Silben besteht. Männliche und weibliche Kadenzen wechseln sich ab. 

Darüber hinaus fällt die bildhafte Sprache auf: Es kommen zahlreiche sprachliche Stilmittel zum Einsatz, etwa eine Anapher (Vers 1 und 2) sowie mehrere Metaphern (z.B. V. 4 “an den Bergen hing die Nacht” oder V. 6 „Nebelkleid“) und Personifikationen (V. 3, “Der Abend wiegte schon die Erde”). Somit sind in diesem Fall alle Merkmale eines Gedichtes erfüllt.

Lyrik-Merkmale interpretieren

Dass Form und Inhalt in Gedichten immer eine Einheit bilden, kannst du voraussetzen, denn lyrische Texte sind sprachliche Kunstwerke, bei denen der Autor oder die Autorin nichts dem Zufall überlässt. Das Merkmal nachzuweisen und zu erläutern, fällt bereits in den Bereich der Interpretation. Bei einer Interpretation lyrischer Texte geht es darum, die stilistischen Besonderheiten herauszuarbeiten, die sprachlichen Mittel zu analysieren und sie dann in den Gesamtzusammenhang zu setzen. Das bedeutet, dass ihr erklärt, was die einzelne Stilmittel und Merkmale bedeuten, was sie mit dem Inhalt zu tun haben und wie sie mit der Aussageabsicht des Gedichtes in Verbindung stehen. Darüber hinaus kommt noch ein übergeordneter Aspekt hinzu: die Einordnung in eine Epoche. 

Anhand des obigen Beispiels zeigen wir euch, wie dieses Zusammenspiel aus Form und Inhalt aussehen kann: Bereits im Gedichttitel “Willkommen und Abschied” wird ein Gegensatz zum Ausdruck gebracht, es handelt  sich um das rhetorische Mittel der Antithese. Durch das gesamte Gedicht ziehen sich die gegensätzlichen Gefühle des lyrischen Ichs: die Wiedersehensfreude und der Abschiedsschmerz. Dieser Wechsel wird auch auf formaler Ebene zum Ausdruck gebracht, etwa durch den Kreuzreim, durch den sich der Reim immer abwechselt. Auch die Kadenz spiegelt das wider: Sie ist erst männlich, dann weiblich und wechselt sich so ebenfalls von Vers zu Vers ab. Gleichzeitig bringt sie die beiden Geschlechter zum Ausdruck: Das Liebespaar, um das es hier geht, besteht aus Mann und Frau.

Arten von Lyrik

Es gibt unterschiedliche Arten von Gedichten, die ebenfalls durch spezifische Merkmale gekennzeichnet sind. Zu ihnen gehören:

  • Sonett
  • Elegie
  • Ode 
  • Epigramm
  • Akrostichon
  • Hymne 
  • Lehrgedicht 
  • Lied 
  • Elfchen
  • Haiku
  • Ballade

Das Sonett

Das Sonett ist eine Gedichtform, die vor allem in der Literaturepoche des Barock (1600–1750) verbreitet war. Es besteht aus 14 Verszeilen, die in vier Strophen eingeteilt sind: Auf zwei Quartette (= zwei Strophen mit jeweils vier Versen) folgen zwei Terzette (= zwei Strophen mit jeweils drei Versen).

Versmaß und Reimschema sind nicht ganz so streng festgelegt wie der unveränderliche Aufbau des Sonetts. Besonders häufig weisen Sonette aber einen fünfhebigen Jambus auf, also einen Jambus mit fünf betonten Silben. Für Barock-Gedichte ist der sechshebige Jambus, der sogenannte Alexandriner, typisch. Ein bekanntes Beispiel für ein Sonett ist „Es ist alles eitel“ von Andreas Gryphius aus dem Jahr 1637.

Die Elegie

Diese Gedichtform gab es schon in der Antike. Ursprünglich ein Trauergesang zeichnet sich die Elegie durch ihren wehmütigen und klagenden Charakter aus. Da sie sich mit ernsten Themen wie Trauer, Trennungen oder Tod beschäftigt, bezeichnet man sie auch als Klagegedicht.

Vor allem definieren sich Elegien aber über ihren formalen Aufbau: Sie bestehen sogenannten Distichen. Ein Distichon ist ein Zweizeiler, dessen erster Vers immer ein Hexameter ist. Beim zweiten Vers handelt es sich um ein Pentameter. Beides sind antike Verse, die aus einer bestimmten Anzahl an Daktylen (eine Hebung, zwei Senkungen) bestehen.

Die Ode

Eine Ode ist ein mehrstrophiges Lobgedicht, verfasst, um jemanden oder etwas zu loben. Neben ihrem feierlichen Inhalt und der pathetischen Sprache erkenn ihr Oden vor allem daran, dass sie einem bestimmten Metrum folgen. Anhand dieses Metrums lassen sich verschiedene Arten von Odenstrophen bestimmen.

  • alkäische Odenstrophe: besteht aus vier Versen, die alle eine unterschiedliche Anzahl von Silben und ein unterschiedliches Metrum haben.
  • sapphische Odenstrophe: Die ersten drei der vier Verse sind genau gleich aufgebaut, nur der letzte Vers ist anders.
  • asklepiadeische Odenstrophe: Alle vier Verse beginnen gleich, aber enden anders. Auf einen Trochäus Trochäus zu Beginn (betont, unbetont) folgt immer ein Daktylus (betont, unbetont, unbetont) und schließlich eine zusätzliche betonte Silbe.

Die Namen leiten sich von den antiken Dichtern ab, die sie zuerste verwendet haben: Alkaios, Sappho und Asklepiades. Die bekannteste Ode der deutschen Lyrik ist die „Ode an die Freude“ von Friedrich Schiller.

Das Epigramm

Das Epigramm war nicht immer eine Gedichtform. In der Antike war es eine kurze Inschrift, wie du sie heute noch auf Grabmälern, alten Gebäuden oder antiken Kunstwerken findest. Im Laufe der Zeit hat sich das Epigramm zu einem Spottgedicht entwickelt. In ihm macht sich der Verfasser oder die Verfasserin über eine Person oder eine Sache lustig. Durch eine überraschende Pointe soll der Leser oder die Leserin außerdem zum Nachdenken angeregt werden.

Epigramme sind an keinen festen formalen Aufbau gebunden. Ihre einzige typische formale Eigenschaft ist ihre Kürze: Häufig bestehen sie aus einem Zweizeiler, also aus einem Distichon. In diesem Fall weisen sie, wie bei der Elegie, auch ein bestimmtes Metrum auf. Sind Epigramme vierzeilig, bezeichnet ihr sie als Tetrastichon („tetra“ = altgriechisch für „vier“).

Das Akrostichon

Diese Gedichtform ist leicht an ihrem Äußeren zu erkennen: Beim Akrostichon ergeben die Anfangsbuchstaben, Silben oder ersten Wörter eines Verses im Zusammenhang ein Wort oder sogar einen Satz.

Ein bekanntes Beispiel für ein Akrostichon ist dieses hier:

Iesòus (Jesus)
Christòs (Christus)
Theòu (Gottes)
Yiòs (Sohn)
Sotèr (Erlöser)

Die ersten Buchstaben jedes Verses bilden zusammen das Wort „ichthýs“, den griechischen Begriff für „Fisch“. Der Fisch war und ist Erkennungszeichen und Symbol des Christentums, die Strophe somit ein Bekenntnis zum christlichen Glauben.

Die Hymne

Die Hymne hat keinen festgelegten Aufbau, sondern ist über ihren Inhalt zu erkennen. In einer Hymne findet eine feierliche Lobpreisung statt, die oft Göttern, manchmal aber auch real existierenden Personen, Orten oder einer Emotion gewidmet ist. Eine sehr bekannte Hymne ist das Gedicht „Prometheus“ von Goethe (1774) aus der Epoche des Sturm und Drang.

Das Lehrgedicht

Das Lehrgedicht soll eine moralische Lehre vermitteln. Es kann Themen aus Natur, Kultur oder Gesellschaft behandeln und stammt aus der griechisch-lateinischen Literatur. Vebreitet war es aber vor allem vom 15. bis 18. Jahrhundert. Beim Versmaß greift das Lehrgedicht häufig auf den Hexameter oder das elegische Distichon zurück.

Das Lied

Das Lied ist die Gedichtform, die uns am häufigsten im Alltag begegnet. Lieder sind Gedichte, die musikalisch untermalt werden. Meistens haben sie einen Refrain, der die Strophen unterbricht und sich nach jeder Strophe wiederholt.

Das Elfchen

Der Name ist in dieser Gedichtform Programm: Beim Elfchen verteilen sich elf Wörter auf fünf Verse. Meist werden dabei mehrere Wörter zu einem bestimmten Thema aneinandergereiht.

Das Haiku

Das Haiku ist ein traditionelles japanisches Gedicht und mit drei Versen mit fünf, sieben und fünf Silben die kürzeste Gedichtform der Welt. Ursprünglich bestand es aus insgesamt 17 Silben, die auch als Moren bezeichnet werden.

Die Ballade

Bei der Ballade handelt es sich um eine besondere Gedichtform, die nicht eindeutig der Gattung der Lyrik zuzuordnen ist. Sie wird auch als „Erzählgedicht“ bezeichnet, weil Balladen Merkmale aus allen drei literarischen Gattungen aufweist. Sie ist somit eine Mischform aus Lyrik, Epik und Dramatik.

Merkmale von Balladen sind:

  • Sie bestehen aus Versen und Strophen. (Lyrik-Merkmal)
  • Es gibt Reimschema, Metrum und Kadenzen. (Lyrik-Merkmal)
  • Sie hat einen Spannungsbogen. (Epik-Merkmal)
  • Balladen sind oft im Präteritum verfasst. (Epik-Merkmal)
  • In Balladen können Dialoge und die direkte Rede vorkommen. (Epik-Merkmal)
  • Oft gibt es einen Helden, der mit einem Konflikt konfrontiert wird. (Dramatik-Merkmal)

Inhaltlich erzählen Balladen von einem lebensverändernden, unabwendbaren Ereignis. Dieses Ereignis ist oft unerklärlich, geheimnisvoll oder gar magisch. Daher treten in Balladen häufig auch Geister, Natur- oder übernatürliche Wesen auf, wie auch in den bekannten Balladen „Der Erlkönig“ von Johann Wolfgang von Goethe (1782) oder „Die Brück am Tay“ von Theodor Fontane (1879).

GedichtformMerkmal
Sonettfestgelegter Aufbau, 14 Verse
ElegieKlagegedicht, thematisiert wehmütig Trauer und Tod, besteht aus Distichen
Odefeierliches Lobgedicht, pathetische Sprache
Epigrammkurzes Spottgedicht mit Pointe
AkrostichonAnfangsbuchstaben jedes Verses bilden Wort oder Satz
Hymnefeierlich, lobend
Lehrgedichtbelehrend und moralisch
Liedmehrere Strophen mit Refrain
Haikusiebzehn Silben, drei Verse, keine Strophen
BalladeMischform aus allen drei literarischen Gattungen; beschreibt unerklärliche, magische Ereignisse

Die Lyrik-Merkmale im Überblick

  • Die Lyrik ist die dritte der drei literarsichen Gattungen.
  • Sie umfasst Gedichte aller Art.
  • Typische Lyrik-Merkmale sind die Einteilung in Strophen und Verse, das Reimschema, das Metrum, die Kadenz und die bildhafte Sprache.
  • Der lyrische Sprecher tritt häufig in Form des lyrischen Ichs aus.
  • Wichtig ist bei lyrischen Texten das Zusammenspiel von Form und Inhalt. Sie bilden eine untrennbare Einheit, die das Gedicht zu einem sprachlichen Gesamtkunstwerk macht.