Wir haben es in unserer ersten Podcastfolge schon gesagt: Weihnachtszeit ist Märchenzeit. Wir haben euch aber noch nicht verraten, welche Märchen wir in der Weihnachtszeit besonders gern anschauen. Hier kommen unsere liebsten Weihnachtsmärchen-Filme.
Weihnachtsmärchen-Filme: Ein Muss zur Weihnachtszeit
Märchen und Weihnachten passen auch deswegen so gut zusammen, weil Weihnachten selbst irgendwie ein Märchen ist. Losgelöst von allen religiösen Hintergründen und Glaubensfragen ist es vielleicht sogar das letzte Märchen unserer Zeit. Wer sich den Weihnachtszauber bewahrt, trägt auch ein wenig Märchenzauber in sich. Denn Weihnachten und Märchen haben einiges gemeinsam: Sie geben uns ein warmes, wohliges Gefühl, erinnern uns an früher und an eine hoffentlich glückliche und unbeschwerte Kindheit, und sie laden zum Träumen ein. Zudem eint sie der Glaube daran, dass alles gut werden kann. Auch deswegen laufen zur Vorweihnachtszeit vermehrt Märchen im Fernsehen und mit dem Klassiker „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ ist ein Märchenfilm fester Bestandteil im Weihnachtsprogramm vieler Menschen. Welche Märchenfilme für uns zur vorweihnachtlichen Routine gehören und was unsere liebsten Weihnachtsmärchen-Filme sind – hier verrät jede*r seinen/ihren Lieblingsmärchenfilm für die Weihnachtszeit.
König Drosselbart
Was hat denn König Drosselbart bitte mit Weihnachten zu tun? Auf den ersten Blick gar nichts: Ein scheinbar misogyner König verspottet und erniedrigt eine Prinzessin bis an den Rand der Verzweiflung, nur weil sie ihm einen Korb gegeben hat. Das klingt eher nicht nach adventlich-behaglichem Weihnahtsmärchen-Film! Die von Christian favorisierte (tschecho)slowakisch-(west)deutsche Coproduktion aus dem Jahr 1984 füllt die Grimmsche Hülle allerdings mit Leben, psychologisiert und gibt den Figuren Charakter. Äußerlich findet man zwar keine großen Anlässe, diesen Film mit Weihnachten zu verbinden, lediglich die letzten 15 Minuten spielen auf der winterlich verschneiten Burg Arwa und Umgebung in der Slowakei.
Eine zentrale Aussage, die den Beweggrund von König Michael „Drosselbarts“ Handeln zusammenfasst, ist jedoch für Christian der Anknüpfungpunkt: „Sie (gemeint ist Prinzessin Anna) soll begreifen, dass ein Mensch nur dann glücklich sein kann, wenn er einen anderen Menschen liebt.“ Ist das nicht die Botschaft der Heiligen Nacht? Und damit ist sicherlich nicht nur die romantische Liebe und schon gar nicht nur die zwischen Mann und Frau gemeint. Liebe ist (auch) Freundschaft und Familie. Geht es darum nicht an Weihnachten? Das persönliche Glück kann eben auch in einer wenig komfortablen, einsamen Kate auf dem Land passieren und braucht weder eine stattliche Burg noch eine goldene Krone, prachtvolle Kleider oder einen schmucken Prinzen – auch wenn sich der vermeintlich durch ein Feuer entstellte Bettler als eben solcher herausstellt. Ebenso braucht man zu Weihnachten letztlich keine Geschenke oder bombastische Deko, denn es kommt am Fest der Liebe auf etwas ganz anderes an.
Musik, Kostüme und Landschaftsaufnahmen
Was spricht noch für diesen Film? Neben einem durchaus ansehnlichen Lukáš Vaculík und einer bildhübschen Adriana Tarábková als am Ende doch glücklichen Paar bestechen auch die liebevoll gezeichneten Nebenfiguren, darunter keine geringere als Maria Schell als Königinmutter, mit ihren schauspielerischen Leistungen mit einem verschachtelten Spiel im Spiel. Die Handlung ist in das 16. Jahrhundert verlegt, was sich durch wunderschöne, detailreiche Kostüme und die überwiegend auf historischen Instrumenten gespielte Renaissancemusik mit Blockflöten, Lauten, Harfe, Cembalo und vielem mehr besonders wirkungsvoll äußert. Last but not least glänzt diese Verfilmung auch durch ihre traumhaften herbstlichen und winterlichen Landschaftsaufnahmen. Christians Fazit: eine uneingeschränkte Empfehlung!
Schneeweißchen und Rosenrot
Der Schnee steckt hier zwar im Namen, ein klassisches Weihnachts- oder Wintermärchen ist der DEFA-Film von 1979 aber nicht. Dennoch passt die Geschichte von zwei herzensguten Schwestern, die zwei Königssöhne erlösen und den bösen Berggeist besiegen, für Elena perfekt in die Weihnachtszeit. Der Film wurde in den DEFA-Studios der DDR gedreht und natürlich sieht man ihm seine Jahre an. Aber Märchenfilme dürfen alt aussehen, findet Elena. Sie brauchen keine besonderen Special Effects, sondern wirken durch ihre Patina. So ist es auch bei diesem Film, der den Alterungsprozess charmant gemeistert hat, ohne aus heutiger Sicht albern zu wirken.
Die Handlung hält sich an das Grimmsche Original, hat Rosenrot, die hier nicht bloß als Schneeweißchens Beiwerk auftritt, aber gleichberechtigt in die Geschichte eingebunden. So erlöst Rosenrot, anders als im Original, in dieser Filmversion auch ihren eigenen Prinzen. Das alles ist liebevoll in Szene gesetzt und auch wenn es nur wenige Filmminuten lang wirklich Winter ist, hat der Film für Elena irgendwie eine weihnachtliche Atmosphäre, was aber vielleicht auch einfach daran liegt, dass er die meiste Zeit im Wald spielt und es stimmungsvolle Waldaufnahmen aus dem Harz in den Tälern bei Trautenstein gibt. Es ist aber auch die Handlung, die von Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft erzählt. Ein großer Pluspunkt des Films ist die Besetzung. Neben Julie Jurištová (Schneeweißchen) und Katrin Martin (Rosenrot) in den Titelrollen ist hier Pavel Trávníček zu nennen, der allen als Aschenbrödel-Prinz bekannt ist. Aber auch sein Bruder Andreas (Bodo Wolf) fügt sich so nahtlos in das Ensemble ein, dass man sich fragt: Warum erlösen die Schwestern in der Grimmschen Version eigentlich nur den Bären, also Schneeweißchens Prinzen?
Mehr Rosenrot!
Das Märchen „Schneeweißchen und Rosenrot“ wurde mehrfach verfilmt. Es gibt Versionen aus den 30er, 50er und 80er Jahren sowie eine Neuverfilmung von 2012. Für Elena trifft die Verflmung von 1979 am ehesten den Kern des Märchens. Die beiden Hauptfiguren sind hier hilfsbereit, ohne komplett naiv zu sein. Sie sind natürlich Märchenfiguren, aber nicht bloß einfältige, passive Mädchen. Die Schwestern als Team auftreten zu lassen und Rosenrot aus Schneeweißchens Schatten zu holen, ist eine sinnvolle Erweiterung der Geschichte, die das Märchen nicht verfälscht, sondern die Verbundenheit der Schwestern noch mehr betont. Denn „Schneeweißchen und Rosenrot“ ist ein sehr symbolisches Märchen, das viel über die Konstellation von Geschwistern im Märchen aussagt. Die Schwestern sind hier vor allem durch ihre Gegensätze gekennzeichnet: Schneeweißchens Name bezieht sich auf die Farbe der Täubchen und Lämmer, entsprechend ist sie sanft und liebevoll. Rosenrot hingegen trägt ihren Namen nach den Beeren des Waldes, wo sie gerne herumtollt. Sie kann als die Wildere und Resolutere der beiden angesehen werden. Übrigens: Auch Elena überzeugte schon in der Rolle der Rosenrot. Als Kind hat sie mit ihrer Cousine das Märchen oft nachgespielt.
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel
Am Ende kommt natürlich der Klassiker: „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, der Weihnachtsmärchen-Film schlechthin. Auch für Jenny darf er in der Weihnachtszeit nicht fehlen. Traditionell guckt sie ihn an Heiligabend oder am Weihnachtsmorgen. Dass dieser Film genauso zu Weihnachten gehört wie Christbaum oder Adventskranz zeigt allein die Tatsache, dass er auch in diesem Jahr ganze 14 Mal im Fernsehen gezeigt wird. Und da stellt sich Jenny die Frage: Was macht den Film eigentlich so besonders?
Der Film entstand als deutsch-tschechische Koproduktion im Jahr 1973 mit Libuse Safránková als Aschenbrödel und Pavel Trávníček als Prinz in den Hauptrollen. Ihm gelingt es, eine eigene romantische Märchenwelt zu erschaffen und den Zuschauer oder die Zuschauerin in seinen Bann zu ziehen. Für diejenigen, die den Film noch nicht auswendig kennen, hier eine kurze Zusammenfassung, denn der Film unterscheidet sich doch etwas vom klassischen Aschenputtel-Märchen:
Mutig, stark und selbstständig
Nach dem Tod ihres Vaters bleiben Aschenbrödel nur ihr Schimmel Nikolaus, der Hund Kasperle und eine Schmuckschatulle, die von der Eule Rosalie bewacht wird. Ihre Stiefmutter, die den Hof des Vaters an sich gerissen hat, tyrannisiert mit ihrer Tochter Dora das Aschenbrödel und sie darf natürlich, wie wir es aus dem Märchen kennen, nicht zum Hofball, auf dem eine Gemahlin für den Prinzen gesucht wird. Doch als der Knecht ihr drei verzauberte Haselnüsse mitbringt, wendet sich das Blatt. Und weil Aschenbrödel hier kein passives Naivchen, sondern eine Macherin ist, packt sie ihr Schicksal an und gibt dem Prinzen drei Rätsel auf, übrigens Jennys Lieblingszitat aus dem Film: „Die Wangen sind mit Asche beschmutzt, aber der Schornsteinfeger ist es nicht. Ein Hütchen mit Federn, die Armbrust über die Schultern, aber ein Jäger ist es nicht. Ein silbergewirktes Kleid mit Schleppe zum Ball, aber eine Prinzessin ist es nicht.“
Genau das ist für Jenny auch das Besondere an „Aschenbrödel“: Die Protagonistin ist mutig, stark und selbstständig. Sie führt den Prinzen an der Nase herum, verkleidet sich als Junge und widersetzt sich den Regeln der Stiefmutter. Aschenbrödel ist emanzipiert und auf keinen Fall das typische Frauenklischee, das auf ihren Märchenprinzen wartet und hofft, dass sich schon alles fügen wird. Letztlich ist wohl auch genau diese Verbindung aus starker weiblicher Hauptrolle, schneeverzierter Romantik und wunderschönen Kulissen, die diese Märchenverfilmung so zeitlos beliebt macht. Also schnappt euch Kakao und Kekse und genießt den Film – und eine märchenhafte Weihnachtszeit.