Hintergründe

Rund um Frau Holle: Entstehung und Hintergründe

Frau Holle Illustration

Sie sorgt dafür, dass es schneit – und dafür, dass wir im Märchenpott jede Menge zu erzählen haben. Zum Auftakt zu „Frau Holle“ gibt es in unserer aktuellen Folge das Märchen – und hier schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf das, was alles in diesem Märchen steckt.

Frau Holle lebt

Frau Holle kann wohl zu den bekanntesten und auch populärsten Märchen der Brüder Grimm gezählt werden. Noch heute sprechen wir selbst in der Stadt, also fernab von Regionen, in denen die Sagen über Frau Holle bis heute erzählt werden, darüber, dass sie die Betten schüttelt, wenn es schneit. Überhaupt ist die Vorstellung von ihr eng mit Schnee und Winter verknüpft. Aber auch Goldmarie und Pechmarie sind auch jenen ein Begriff, die sonst eher keinen Bezug zu Märchen haben. Grund genug für uns, das Märchen einmal genauer anzuschauen. Und, so viel sei schon mal verraten: In der nächsten Folge werden wir euch jede Menge über Frau Holle erzählen. Vorab aber erstmal ein paar Hintergrundinfos.

Von artigen und unartigen Mädchen

Das Märchen von Frau Holle steht an Stelle 24 der grimmmschen Kinder- und Hausmärchen. Nach Aarne und Thompson, einer Klassifikation von Märchen in der internationalen und vergleichenden Märchenforschung, gehört das Märchen in die Gruppe Märchentyp 480D: Geschichten von artigen und unartigen Mädchen. Und diese verkörpern Gold- und Pechmarie natürlich in Perfektion.

Die ursprüngliche Fassung des Märchens hieß „Murmelthier“. Frau Holle gibt es in mehreren Fassungen und jede von ihnen wurde immer weiter ausgeschmückt. So ist zum Beispiel die Mutter in der ersten Auflage noch keine Stiefmutter und erst in der zweiten Auflage kommen für uns so Frau Holle-typische Elemente wie der krähende Hahn oder die blutige Hand hinzu. In der sechsten Auflage wird dann genauer beschrieben, wie die Goldmarie das Brot aus dem Ofen holt und die Äpfel anhäuft. Übrigens: Als Gold- und Pechmarie werden die beiden Mädchen im grimmschen Original nicht bezeichnet. Diese Namen erhalten sie erst später bei Ludwig Bechstein.

Weit verbreitet

Der Ursprung des Märchens liegt laut den Grimms in Hessen und Westfalen, sie nennen aber auch noch eine dritte Erzählung aus der Schwalmgegend, die sehr an „Hänsel und Gretel“ erinnert. So findet sich darin der bekannte Ausruf „Der Wind, das himmlische Kind.“

Regional gibt es noch viele weitere Sagen und Erzählungen über Frau Holle und auch international ist das Motiv der Frau Holle sehr verbreitet. Mehr dazu hört ihr in unserem Podcast.

Ein familiärer Konflikt

Hauptmotiv des Märchens ist das von faul und fleißig. Die Botschaft zeigt sich hier deutlich in Form von Goldregen und Pech: Wer fleißig ist, erhält seinen Lohn, wer faul ist, wird bestraft. Darin liegt auch eine Vorstellung von Gerechtigkeit: Wenn du deine Arbeit tust, sei sie auch noch so hart, wird das jemand anerkennen und du wirst belohnt werden.

Zudem wird in dem Märchen ein innerfamiliärer Konflikt thematisiert, der früher nicht unüblich war: Viele Frauen starben im Kindbett und die Witwer heirateten neu. Sie bekamen weitere Kinder oder die Frauen waren ihrerseits verwitwet und brachten eigene Kinder mit in die Ehe. Enstprechend dieser Lebenswirklichkeit finden wir die Konkurrenz zwischen Halb- oder Stiefgeschwistern als Thema auch in vielen weiteren Märchen, beispielsweise in „Aschenputtel“ oder „Brüderchen und Schwesterchen.“

➺ Das war nur ein kleiner Teil dessen, was es alles über Frau Holle zu erzählen gibt. Ihr habt Lust auf mehr? Dann hört auch die nächste Folge des Märchenpotts! Ihr findet ihn auf Spotify, Apple Music, Deezer und Amazon Podcast. Hört, abonniert und bewertet uns! Wir freuen uns über Support, Anregungen und Feedback! ♥


Bildnachweis Aufmacherbild: Anne Anderson (1874-1930), Madame Holl – Anne Anderson, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons