In Folge 11 beschäftigen wir uns mit den Frauenfiguren in Grimmschen Märchen und zeigen, dass die Märchenbrüder ein wesentlich facettenreicheres Bild zeichnen, als es im allgemeinen Bewusstsein verankert ist.
Die Einteilung von Frauenrollen, die Jenny in Folge 11 – Märchenkunde „Von Rebellinnen, Fischgarn und einem Glasberg“ vorstellt, entstammt dem Buch „Die Frau, die auszog, ihren Mann zu erlösen – Europäische Frauenmärchen“, das von Sigrid Früh herausgegeben und im Fischer-Verlag veröffentlicht wurde. Diese Ausgabe ist mittlerweile leider vergriffen, allerdings ist eine Neuauflage unter dem schlichteren Titel „Frauenmärchen“ im Verlag Königsfurt Urania erschienen. Nicht nur die Märchen selbst, sondern auch das griffige Vorwort sind lesenswert. Ein weiteres zu empfehlendes, ebenfalls leider nicht mehr neu erhältliches Buch stammt aus dem dtv-Verlag mit „Märchen von starken Frauen“ aus aller Welt, die von Monika Kühn zusammengestellt wurden.
Mehr zur klugen Bauerntochter
Wer das in Folge 10 als Hörspiel eingesprochene Märchen von der klugen Bauerntochter nachlesen möchte, kann dies HIER tun. Es wurde unter dem nicht ganz passenden Titel „Wie heiratet man einen König“ 1968 von der DEFA unter Regie von Rainer Simon verfilmt und trägt den wesentlich besseren Untertitel „Ein Märchen von Klugheit und Liebe“. Wer hier eine „klassische“ Märchenverfilmung erwartet, wird allerdings enttäuscht. Ähnlich wie Eselshaut ist die Adaption teils recht eigenwillig mit Elementen „zwischen Slapstick und Surrealismus“, wie es im MDR-Kalenderblatt zum 50. Jahrestag der Uraufführung des Films 2019 hieß, und teils experimenteller Musik. Ganz traditionell sind jedoch die Kostüme und die akustische Untermalung der königlichen Hochzeit mit Tänzen aus der 1612 von Michael Praetorius herausgegebenen Sammlung „Terpsichore“, wie sie in diesem Auszug zu hören ist:
Wer Opern mag, dem sei die Vertonung durch Carl Orff unter dem Titel „Die Kluge“ ans Herz gelegt. Besonders schön ist die Szene, in der die Bauerntochter ihrem Mann das vermeintliche Abschiedsessen samt Schlaftrunk kredenzt.
Eisenofen und Löweneckerchen
Das erste von Christian vorgestellte Märchen „Der Eisenofen“ könnt ihr HIER nachlesen oder ganz bequem als Hörspiel anhören:
„Das singende, springende Löweneckerchen“ gibt es ebenfalls als Hörspiel:
Es wurde außerdem unter dem Titel „Der Prinz hinter den sieben Meeren“ 1982 von der DEFA verfilmt. Die Geschichte wurde in die Zeit des Jugendstils verlegt, was den Zauber der Handlung durchaus unterstützt. Ihr könnt ihn hier legal und kostenfrei auf dem offiziellen Acccount der DEFA in voller Länge sehen:
Und wer es wissenschaftlich mag…
Tiefenpsychologische Deutungen der beiden letztgenannten Märchen findet ihr in dem Band „Liebe wie im Märchen – Der Weg zur geglückten Beziehung“ von Verena Kast. Keine Angst, es ist kein belehrender Ratgeber im klassischen Sinne, sondern bietet verschiedene Interpretationsansätze, die die Handlung in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.
Und zum Schluss sei noch auf den interessanten Aufsatz „Die Frau in den Märchen der Brüder Grimm“ von Heinz Rölleke verwiesen, der zeigt, dass die Frau im Märchen „eine der liebenswürdigsten, aber auch eine überraschend schwierige, vieldeutige Erscheinung“ ist.
Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen, Schauen und Hören!